Bea Fünfrocken ist Elektroinstallateurin und Reparaturhandwerkerin. Ihr gehört die Firma crassa minerva – technische Hilfe rund ums Wohnen.
Bea ist ein Unikat! Wie kam sie zum Handwerk? Sie lebte in einem von Frauen besetzten Haus. Vieles im Haus konnten sie selbst reparieren, nur für elektrische Arbeiten mussten sie immer befreundete Männer fragen. Sie beschloss ein Praktikum bei einer Elektrofirma zu machen und da hat sie gemerkt: für Elektroarbeiten braucht es theoretisches Wissen. Daher hat sie 1993 eine Ausbildung zur Elektroinstallateurin begonnen und 1996 als eine von 4 Frauen unter ca. 300 jungen Männern ihren Abschluss gemacht.
Bea: „Plötzlich in einem von Männern dominierten Umfeld zu arbeiten, war ein bisschen wie Leben auf einem anderen Planeten kennenlernen. Durch meinen Kontakt zum Netzwerk von BAUFACHFRAU Berlin e.V. habe ich die nötige Unterstützung gefunden, um selbstbewusst meinen eignen Weg dabei zu finden.“
Der Weg zur Selbstständigkeit
Nach ihrer Ausbildung hat Bea eine Qualifizierung zur Reparaturhandwerkerin absolviert und anschließend als Hausmeisterin im Frauenzentrum Schokofabrik gearbeitet. Hier musste sie sich in ganz neue Technikbereiche einarbeiten. Mit dem Erwerb des Gebäudes durch Gründung einer Genossenschaft fiel die Hausmeister*innen Stelle weg. Bea hat sich 2003 als technische Hausmeisterin selbstständig gemacht und neben der Schokofabrik weitere Projekte betreut.
Soziales Engagement
Seit 2016 ist Bea zunächst ehrenamtlich, später auf Honorarbasis und seit 2023 fest angestellt für den Verein XENION tätig, ein psychosoziales Zentrum für besonders schutzbedürftige Geflüchtete in Berlin. Bea hat dort das Projekt „Wohnraum für Geflüchtete“ aufgebaut und hat dafür kürzlich den Sozialen Menschenrechtspreis der Eberhard-Schultz-Stiftung bekommen.
Bei der Wohnraumakquise vermittelt Bea Geflüchtete am liebsten in Hausprojekte. „Ich finde, das ist einfach das Beste für Geflüchtete. In solchen Häusern bist du in Kontakt mit den Nachbarn. Es wird miteinander geteilt, man kümmert sich zusammen um Garten und Finanzen etc. Viele Geflüchtete kennen so ein gemeinschaftliches Leben von zu Hause.“ Bea und ihr Team sind gut vernetzt und mittlerweile wenden sich Vermieter*innen, die gerne an Geflüchtete vermieten möchten, direkt an sie. Der Prozess ist arbeitsintensiv, da sie den ganzen Vermittlungsprozess begleiten und die Wohnbegleitung auch nach dem Einzug garantieren.
Für Bea ist die Arbeit in einem sozialen Projekt mit der schwierigen Finanzierungssituation eine völlig andere Erfahrung als die bisherige finanziell stabile Selbstständigkeit. Die neuen Herausforderungen und der Aufbau eines neuen Projektes machen ihr sehr viel Freude. An die Zusammenarbeit in einem Team muss sie sich nach den langen Jahren als Soloselbstständige erst wieder gewöhnen.